Am 29. Januar 2024 erhielt das Palästinensische Rote Halbmond Komitee einen Notruf, wie niemand ihn je erlebt hatte. Am anderen Ende der Leitung war die sechsjährige Hind Rajab, gefangen in einem Auto in Gaza, nachdem israelischer Panzerbeschuss ihre Familie getötet hatte. Mehr als eine Stunde lang flehte sie verzweifelt, ihre kindliche Stimme ganz rau vor Angst und Erschöpfung: "Bitte kommt und holt mich, hier wird geschossen." Die Helfer versuchten alles: beruhigende Worte, Versprechen der Rettung, das Entsenden eines Krankenwagens. Doch der Krankenwagen wurde zerstört, bevor er sie erreichte, die beiden Sanitäter wurden ebenfalls getötet. Später zählten Ermittler 355 Einschüsse in das Auto von Hinds Familie. Um 19:30 Uhr verstummte ihre Stimme. Fragmente dieser Anrufe verbreiteten sich im Netz und wurden zu einem der erschütterndsten Zeugnisse des Krieges in Gaza, gehört auf der ganzen Welt und doch unbeantwortet.
Die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania, deren Kino stets an der Grenze zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm operiert, hat diese Tragödie nun in einen 89 Minuten langen Spielfilm verwandelt, der zugleich Zeugnis und Denkmal ist
"The Voice of Hind Rajab" von Kaouther Ben Hania ist nicht nur ein Film, sondern ein mediales Denkmal. Kinozeit